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Ein Versuch, die glanzlose Absurdität des Lebens zum Strahlen zu bringen


«Liebe Seele, trachte nicht nach dem ewigen Leben,
sondern schöpfe das Mögliche aus.»
Pindar,
Dritte Pythische Ode

Tiefenentspannt, Seelenfrieden. Direkter Zugang zur inneren Metaebene: ich schliesse die Augen und ich falle. Öffne meinen Geist und es ist 2005, Italien am Meer. Die Morgensonne kündet sanft ihr Vorhaben an, uns alle einen heissen Sommertag zu bescheren. Wir haben unsere Badetaschen gepackt und staksen zum Strand. Auf dem Weg durch kleine Gassen der Altstadt steigt mir der Geruch von frischem Brot, Fisch und Salzwasser in die Nase. Ich freue mich. Es ist immer diese eine Erinnerung, die mich heimsucht. Versuche ihren Ursprung und ihre assoziative Implikation zu ergründen, wohl gelingt es mir nicht so ganz zufriedenstellend. Schäle die Zwiebel runter, wie immer ist es ein Gefühl, das bleibt. Und es bleibt eben auch, wenn ich meine Augen wiederöffne und blasse Sonnenstrahlen durch den grauen Himmel dringen. Wenn die Tauben munter vor meinem Fenster turteln, die Blätter sich im kalten Wind der Nordsee wiegen und wie aus einem anderen Leben italienische Musik in der Ferne des Innenhofes widerhallt, sanft zu mir hochsteigt.


Soll ich aufhören zu schreiben, weil es eigentlich langweilig, eigentlich trivial wird? Weil es ja letztendlich immer nur um dieses eine, im Kern der Zwiebel vorzufindende Gefühl geht? Lasst es mich ausdehnen, von der Primitivemotion zum Grundzustand. Systemerror. Der Weg war richtig, denn all die Begegnungen waren wichtig. Denn wenn Camus von den Mauern des Absurden spricht – so ist dies dann nicht ein und dasselbe, wieder der altvertraute Systemerror?


«Das Gefühl der Absurdität kann an jeder beliebigen Strassenecke jeden beliebigen Menschen anspringen. Es ist in seiner trostlosen Nacktheit, in seinem glanzlosen Licht nicht zu fassen. Doch ist gerade diese Schwierigkeit des Nachdenkens wert. (…) Die hier definierte Methode bekennt sich zu dem Gefühl, dass jede wirkliche Erkenntnis unmöglich ist. Wir vermögen nur Erscheinungsformen aufzuzählen und das Klima spürbar zu machen. Dieses unfassbare Gefühl der Absurdität, vielleicht können wir es in den verschiedenartigen und doch verwandten Welten des Geistes, der Lebenskunst oder der Kunst überhaupt einholen. Das Ende ist das absurde Universum und jene Geisteshaltung, die die Welt in ihrem eigenen Licht erhellt, um so ihr besonderes und unerbittliches Gesicht aufleuchten zu lassen, das sie zu erkennen vermag.» (Camus, Albert (1942). Der Mythos des Sisyphos (12. Auflage). Rowohlt Taschenbuchverlag)

Trachten wir nach dem ewigen Leben, während wir unverwüstlich stundenlag durch die Nächte trotten? Oder schöpfen wir bloss das Mögliche aus?


Absurdität, wenn schon wieder 20 Stunden vergangen sind und ihr alle immer noch da seid. Für einmal konnten wir uns auf etwas einigen, doch irgendwie leider das falsche. Genügsamkeit mit der Niederschrift von Nicht-Erkenntnis, wenn das auch Camus letzte Schlüsse waren. Blauer Strobo, der absurd all eure Gesichter erhellt.


Bist du mein Ying und Yang? Potential ist ausreichend, ausgeschöpft werden muss es ja nicht. Meine eigene Lebensweisheit, Schritt für Schritt selbst dementiert hab’ ich sie im letzten Jahr. Denn nur das Wissen um das Mögliche reicht eben nicht. Anzunehmen, dass all die jahrelang internalisierten kleinen Lebensweisen uns auf irgendetwas vorbereiten würden – kompletter Irrsinn. Aber versuchen, das Mögliche auszuschöpfen, gefällt mir. Unschuldig ohne Hintergedanken, das Jetzt dankend annehmen ohne eine weitergehende Sinnhaftigkeit zu erwarten. Bilderstrecken, ich kanns nicht genug oft sagen. Jede Sekunde steht und fällt für sich selbst. Will mich wohlwollend mit dir in der Absurdität suhlen, hin und herrollen, alles mitnehmen, dankbar.

 
 
 

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