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Was bleibt


«Nichts verschwindet, bevor es uns nicht das gelehrt hat, was wir wissen müssen.» - Pema Chödrön

Was wohl sein wird, wenn ich einmal nicht mehr bei dir bin? Was wird mehr bleiben als ein vertrocknetes Wachsohropax in der Ecke deines Bettes, ein durchgeknuddelter einäugiger Stoffpinguin auf deinem Nachttisch, ein paar angefangene von dir bereits angeeignete Bücher über Liebe mit vielen bedeutungslosen Leseohren versehen und ein paar Vitaminpillen, für mich unerreichbar auf dem deinem höchsten Küchenregal. Unerreichbar. Was wohl sein wird?

Manchmal weiss ich es, manchmal frage ich mich und ehrlich gestanden in letzter Zeit viel zu oft. Ich sitze um 14 Uhr im Halbdunkel meines Zimmers und habe es immer noch nicht geschafft, einen Fuss vor die Tür zu setzen. Meine einzigen Besucher heute waren Fragen, heimtückisch wie frisch geschlüpfte Motten krochen sie plötzlich aus allen Ecken und Ritzen meines Zimmers hervor und flattern mit seitdem munter vor der Nase rum. Anfänglich hatte ich mir noch die Mühe gemacht, eine nach der anderen systematisch mit meinen blossen Händen einzufangen oder ich gibs ja zu – den Motten mittelst eines systematischen Handschlags den Garaus zu machen.

Masslose Fomo beim Gedanken an ein Leben von dir – ohne mich. Sehe die letzten Fesseln reissen und dich abheben, sehe dich all diejenigen Dinge tun, die du doch schon immer tun wolltest, natürlich ohne mich. Menschen wie du, ja sie tun mir nicht gut. Habe ich nicht stets versucht, derart funktionale im Selbstoptimierungsspiel versunkene Gestalten wie dich zu meiden? Stets habe ich mich für das Bett mit der losen Schraube entschieden, ohne eine funktionstüchtige Gebrauchsanweisung, ohne je die Absicht zu hegen, die Schraube anzuziehen. Ich suche mir keine Probleme, um sie zu lösen. Ich suche mir Probleme, um mein problembehaftetes Selbst gnadenlos einzureihen, den Kopf einzuziehen und zu vergessen, wie sich Erfolg anfühlt. Wie ernüchternd dann die erste Nacht in einem Bett sich anfühlte, in dem alle Schrauben fest angezogen sassen.


Was wohl sein wird, bei mir, wenn du nicht mehr da bist? Was wohl ist, wenn du da bist? Da ist Wärme und Leichtigkeit, kleine süsse Naivität und Grossmut, da schwirren Träume und Realität Hand in Hand am Himmelszelt, da scheint das Leben wie ein einziges Meer an Abenteuern, die wir beide gemeinsam von unserem Schiff aus bestreiten. Da ist Ruhe, da sind deine Augen manchmal der Ozean und manchmal auch nur ein ehrlicher Spiegel für die Unsicherheiten meiner Unvollkommenheit.


Ohropax und Stofftierchen, letzte bittersüsse Bettwärme, verstaubter Kuschelsocken, verkuschelte Zwielichtigkeit der Koexistenz, getrocknete Tränenspuren im Memoryfoamkissen, gebrochene Prämissen, sie alle werden verschwinden, ohne diese Ohnmacht zu lindern. Sie bleibt.

 

 
 
 

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