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Golden hour - Berlin

Aktualisiert: 4. Mai 2022


"(...) Viens, on reste une journée entière dans les draps blancs, les yeux fermés, paumes contre paumes, ma tête dans ton cou endormi. On mange sur le matelas, on met des miettes et on s'embrasse. On ne fait rien, on a pour seul plan sur la comète de faire toute notre vie dans ce lit." (Lettre XXIII, Adopte 2021)

Berlin du bist Verliebtsein. Weil Verliebtsein nichts anderes ist als die Völle des Gefühls. Eine Ahnung an das, was uns ausmacht. Eine Projektion unserer Selbst, ein Raum um uns zu expandieren, uns selbst zu finden und zu verlieren, altvertraute Emotionen wieder aufleben zu lassen. Ein Rausch, so intensiv wie auch unbeständig.


Sonntagnachmittag, wir sitzen alle zusammen am Tisch, dampfend steht die Bolo vor uns, Jazzmusik läuft im Hintergrund. Der Raum ist erfüllt von Harmonie, Freundschaflichkeit und ehrlichem Interesse. Ich bin ein Kind, darf einfach dabei sein und mich im Wohlwollen von euch geborgen fühlen. Wir sind alle Kinder, die realisieren, dass das Erwachsenwerden nichts daran ändert.



Und dann ist schon Dämmerung, wir stehen vor dem Hain und kommen nicht rein – aber das vermag keine Sekunde unsere Stimmung zu dämpfen. Ich bin mit ihr, sie ist mit mir und das ist die Hauptsache, die wir mittlerweile ja alle verstanden haben.



Labyrinth, der Aufbau des Clubs widerspiegelt die Logik meiner wirren Gedanken. Verwinkelte Gänge, irreführend und endlos und trotzdem stört es mich nicht, diese abzulaufen, den Gedanken zu folgen. Verirre mich, finde mich wieder, nur um mich aufm Floor wieder in der Musik zu verlieren. Beobachte Menschen dabei, wie sie, den Kopf in den Nackend gelegt tanzend versuchen, das Laserlicht mit puren Händen einzufangen.

60 Stunden wach und da sitzen wir nun und ich weiss, wir beide sind wuchtvoll. Es ist unser Schicksal, etwas Besonderes sein und mit dieser Verantwortung umgehen zu können. Uns in unserer Besonderheit nicht sonderbar zu fühlen. Unsere Wucht vereinend, gemeinsam in Einigkeit, ja da frag ich mich, was da wohl so alles möglich wäre. Kontingenz, es bleibt im Bereich des Möglichen, weil schon nur das Wissen darum eindrucksvoll ist. Eindrücke. Mich selbst in den Zustand der Überempfänglichkeit katapultiert, aber dieses Mal nicht überempfindlich.


Die Morgensonne geht auf, goldene Sonnenstrahlen lassen den Staub in seiner Altbauwohnung glitzernd durch die Luft schwirren. Das Türkis seiner Augen verschmilzt mit dem Türkis der Bettwäsche und ich lasse mich darin fallen. Stadtgeräusche kommen aus der Ferne zu uns hoch, bilden die Hintergrundkulisse unserer Zweisamkeit. Das Fenster als Tor zur Aussenwelt, das uns teilnehmen lässt und trotzdem in unserer Bubble belässt. Wir liegen quer im Bett, jeder eine Kippe in der Hand und schweigen, weil es in solchen Momenten keiner Worte bedarf.


Laufe Richtung Ostkreuz und warte auf den grauen Mantel, dass dieser sich um mich hüllt und das Empfinden in Dumpfheit bettet. Doch wie zum Trotz wiegen die Blätter der goldbeschienen Baumkronen sachte im lauen Wind hin und her: Kopfschütteln, realitätsverneinend. Ein Patronus mich schützt, Projektion des Glücks. Moment für Moment reiht sich wie eine Bilderstrecke aneinander, brennt sich nieder vor meinem inneren Auge und ich lege alles daran, dieses Gefühl auf jeglichen Sinnesebenen zu konservieren. Bilderbuchmenschen, Bilderbuchtage, wenn der Erfülltheitsgrad die physischen Konsequenzen zu kompensieren vermag.


Ich entscheid mich, keinen Teil zurückzulassen, sondern den Gefühlsspeicherplatz um ein paar Dimensionen zu erweitern, um alles mitzunehmen. Exponentionelles Liebeswachstum. Keine dunklen Nächte und hellen Tage, wir haben die Dichotomie überwunden - its golden hour at all times. Versuche, nicht mehr in Anfängen und Enden zu denken, sondern das Ganze als ein Kontinuum zu betrachten. Alles Zusammenhängend, verflochten, Lichterkette. Scheiss auf Einordnen, Kategorisieren und krampfhaft versuchen, etwas zu labeln. Ich werfe alles in einen Topf, den Topf der Akzeptanz, schliesse alles in mein Herz ein, weil dieses tatsächlich ständig wächst. Keine Ausschliesslichkeit, nie mehr wieder.


Berlin, mein Kopf legt sich schlummernd in deinen Schoss, träumend von allem, was möglich ist, auch wenn es nie eintreffen wird. Du bist mein Bett der Verliebtheit, das ich nie mehr verlassen möchte, genau weil ich weiss, das ich doch wieder gehen muss. Und auch wieder kommen werde. Der goldene Vorhang schliesst sich.







 
 
 

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