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Naseweis 21/22

Aktualisiert: 11. Jan. 2022

"What if I fall?
There is freedom waiting for you,
On the breezes of the sky,
And you ask, "What if I fall?"
Oh, but my darling,
What if you fly?" - Erin Hanson


An der Umschlagfalte zwischen Jugend und Erwachsensein. Inbetween, aber nicht im Nimbus, sondern einfach im Hier und Jetzt. Wir überlegen, was wir mitnehmen wollen, was wir hinter uns lassen sollen. Wo wir synthetisieren und was einfach vorbei ist. Vorbei sein wird, unwiederbringlich. Gewöhnen uns daran, dass uns Vergänglichkeit wird von allen Seiten entgegengeschmettert wird. Abschiede drohen an jeder Ecke. Und dies alles vollzieht sich unter labilen Rahmenbedingungen, unser Gesamtkontext schwankt, bröckelt und ächzt unter der Ungewissheit der Welt. Bilanz ziehen ist das neue Bleigiessen mein Freund.



"Wie eine grosse Träne, die aus dem Winterhimmel gefallen war, lag die Kunsteisbahn vor ihr. Es war der letzte Tag des Jahres. Als Irma eintraf, zogen gerade noch einige Jugendliche ihre Runden, während die Eisreinigungsmaschine am Rand des Feldes bereits wartete. Nur noch wenige Stunden trennten sie vom nächsten Jahrtausend. Seit Wochen waren die Zeitungen voll von Weltuntergangsängsten, verbreitet von Sektenanhängern im Schwarzwald und neurotischen Durchschnittsbürgern, von all den Bangen, Verzagten, Aufgeregten und Paranoikern, die sich Erlösung erhofften. (...) Das Flutlicht war angegangen und tauchte den Winterhimmel in tiefes Nachtblau, die kahlen Bäume bildeten eine scherenschnittartige Kulisse, und das Eisfeld verwandelte sich in einen glitzernden Spiegel. Irmas Haare flogen im Wind, langsam fuhr er ihr entgegen. (...) [Irma] Sie schaute auf das Eisfeld, das dunkel dalag. Dann in den Himmel. Mit einem fahlen Schimmer im Westen ging die erste Nacht des Jahrtausend ihrem Ende entgegen." (Dean, Martin R. (2019): Warum wir zusammen sind. Jung & Jung. S. 9ff.) 


Flashback: Ich stehe auf der Kunsteisbahn, das Flutlicht leuchtet mir ins Gesicht und der Dj spielt «Inner Smile» von Texas. Ich gebe an mit meinen zweikufigen Schlittschuhen und rücke mein Stirnband zurecht, halte die Augen offen. Da ist Papa in seiner beigen Wildlederjacke, er grinst mich an und flitzt herum auf seinen Schlittschuhen. Vollführt einen Bogen, der ihn zu Mama in ihrer lilafarbenen Bomberjacke führt. Es ist Mitternacht und ich bin noch wach, es ist Mitternacht Silvester 2000. Ich bin nicht viel mehr als ein kleines, flatterndes naives Kinderherzchen. Nun sollte sich alles ändern, the future is ours baby (?).


22 Jahre später ist es die Lichterkette, die mich grell anleuchtet. Ich blicke zwar nicht voller Vorfreude in die Zukunft, aber dafür auch ohne Bedauern in die Vergangenheit. Aber vor allem blicke ich um mich. Ich erblicke und spüre Menschen, die mich die Zukunftsängste beiseite schieben lassen. Solange wir barfuss auf dem Marmorboden tanzen können und es immer kälter und leichter wird, komm ich klar mit dieser Welt, das schwör ich mir leise. Ich halte inne und trete einen Schritt zurück. Sehe, wie sich alles fügt, wie wir erwachsen werden und gemeinsam lernen, jung zu bleiben. Ich bin Naseweis, wir alle haben die Nase weiss. Mit euch an meiner Seite werde ich den Weg zurück ins Nimmerland immer wieder finden meine verwunschenen Jungs und Mädels, meine verwunschenen wunderschönen Menschen.


Sparkles and sprinkles all around, you make my heart feel so light and naive again.

Tonight, our world is made of faith and trust and pixie dust.


Yours Sincerely,

Tinker Bell <3


 
 
 

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